ES IST VOLLBRACHT!!!!!

Manche von euch können vielleicht schwer nachvollziehen, was wir daran toll finden, kilometerlang durch Matsch zu stapfen, auf harten Zeltböden zu übernachten und 20 kg schwere Rucksäcke durch die Wildnis zu schleppen, aber die letzten 6 Tage waren der Hammer!!!!

Zusammen mit Antonia und Alex machten wir uns auf den Weg in ein unglaubliches Abenteuer! Uns erwarteten 75 km durch Wald und Strand über 108 Brücken, 37 Leitern (wobei eine Leiter auch durchaus aus mehreren Leiterabschnitten bestehen konnte),  unzählige Boardwalks (Holzstege, die durch den Wald führen) und 4 Cable Cars (Seilbahnsysteme über den Fluss).

Tag 1: Wir starteten am 2.5. mit der ersten Fähre über den Gordon River und liefen los…. einfach so 🙂 Die erste Etappe wird als die schwerste beschrieben. Umso erstaunter waren wir, als wir nach 4 Stunden schon den ersten Campingplatz erreicht hatten! Dort mussten wir uns entscheiden, ob wir weiter im Wald dem Trail folgen wollen, oder am Strand weiter laufen. Da im Einführungskurs die Strandroute als besonders schön beschrieben wurde, fiel uns die Wahl leicht! Die Sache hatte nur einen riesigen Haken: es begann zu regnen! Die von Haus aus sehr schwierige Route über Felsen und Treibholz, wurde so zur Qual! Bei jedem Schritt mussten wir datauf achten, nicht auf den rutschigen Felsen auszurutschen und so zog sich dieser Abschnitt ziemlich in die Länge. Zu lang!!! Wir hatten nämlich zusätzlich noch erheblichen Zeitdruck. Die Flut wurde immer stärker und die Strecke war nur noch eine bestimmte Zeit lang passierbar. Und dieses Zeitloch verpassten wir. Wir waren also vom Meer eingesperrt. Wir konnten weder vor noch zurück. Glücklicherweise war unser Gefängnis wohl einer der schönsten Strände der Welt und so beschlossen wir die Nacht hier zu verbringen. In sicherer Entfernung zum Meer schlugen wir unsere Zelte auf und starteten ein großes Lagerfeuer an dem wir uns wärmen konnten. So verbrachten wir die erste Nacht ganz allein an einem menschenleeren Strand.

Tag 2: Immer noch Regen!!! Die Rutschparty über Stock und Stein ging also in Runde 2 – zum Glück hatten wir den Großteil der Strecke schon gestern erledigt und so erreichten wir nach knapp 2 Stunden den herbeigesehnten Waldweg. Dieser war jedoch auch nur bedingt angenehmer zu laufen als der Strand. Wir wateten knietief durch Schlamm und Matsch und die tausende von Baumwurzeln über die wir steigen mussten waren spiegelglatt. Da die Schlafsäcke von Toni und Alex völlig durchnässt waren machten wir am nächsten Campingplatz vorzeitig Schluss und widmeten uns dem Trocknen unserer Ausrüstung. Zum Glück trafen wir auf Arbeiter, die den Trail in Schuss halten und durften bei ihnen im Zelt mit Holzofen unsere nötigsten Sachen trocknen. Wir machten es uns an unserem Lagerfeuer gemütlich. Hier trafen wir auch auf 4 Kanadier einer Fünfergruppe, die ziemlich aufgelöst waren. Sie hatten einen extrem schlechten Start und zudem brach sich die Mutter ein Bein und musste nun evakuiert werden. Es herrschte also ganz schön hektisches Treiben an unserem Campingplatz. Dennoch genossen wir den Abend gemeinsam am Feuer und freuten uns über trockene, warme Füße.

Tag 3: Der Regen wurde leichter! Heute führte uns der Trail 9 km durch den Wald! Die Strecke ging über unzählige Brücken, Leitern und Boardwalks. Außerdem überquerten wir zum ersten mal einen Fluss per Cable Car! Die Strecke war genial! Nach den ersten beiden anstrengenden Tagen, machte uns der Weg heute viel mehr Spaß und auch das Wetter passte sich unserer Laune an! Highlights auf unserer Tour waren die enge Hängebrücke, die wir überquerten und eine steile Leiter, die durch einen Wasserfall nach oben führte!!! An unserem heutigen Tagesziel, trafen wir auch die Vierergruppe wieder. Da wir sehr spät am Campingplatz angekommen waren und dort eine Schülergruppe viel Platz einnahm, hatten wir zuerst ein paar Schwierigkeiten, einen geeigneten Platz für unser kleines Zelt zu finden, aber als dann alles aufgebaut war und das feuer brannte, fühlten wir uns wieder wohl 🙂

Tag 4: Endlich Sonne!! So eine Wanderung macht bei Sonnenschein halt doch einfach nochmal doppelt so viel Spaß!! Wir hatten geniales Wetter und unsere erste erfolgreiche Strandetappe!!! Wir liefen über Sandstrand und kletterten über die Felsenküste (was ziemlich cool ist, wenn es nicht nass und rutschig ist :-P) Wir genossen den Meeresblick und freuten uns über den tollen Tag!! Unser Mittags-Ziel war Monique, die am Strand Burger verkauft!!! 🙂 Leider ging ihr (wegen den unzähligen Schülern, die vor uns da waren) das Brot aus, aber wir bekamen dann als Brot-Ersatz Couscous und Chips 🙂 Leider lag uns der Burger nach 3 Tagen leichtem gesunden Essen ziemlich im Magen (wir hatten als Proviant hauptsächlich Nudelsuppen und Müsli-Riegel 🙂 ) Nach unserer Stärkung ging es dann hinauf zu einem wahnsinnig tollen Leuchtturm und danach wieder weiter am Strand entlang!! Auch wenn das Laufen über Sand auf Dauer echt anstrengend ist, genossen wir  jeden Schritt!!! Nachdem wir unser Nachtlager aufgebaut hatten, nachdem wir noch ein erfrischendes Bad in der Creek neben unserem Campingplatz und fühlten uns danach wieder frisch und sauber 🙂

Tag 5: Auch heute zeigte sich das Wetter nochmals von seiner besten Seite!! Wir hatten heute eine längere Etappe geplant (12 km) und starteten deswegen schon etwas früher in den Tag! Eigentlich wollten wir wieder am Strand entlang, aber wir bogen halt mal wieder falsch ab 🙂 Aber schon nach zwei Kilometer Wald gings wieder zurück zum Strand. Bei strahlendem Sonnenschein genossen wir die einzigartige Küstenlandschaft. Pünktlich zum Lunch erreichten wir die Fähre über den Nitinat Narrows und gönnten uns dort frisch gefangenen Lachs!!! – unglaublich lecker!!! 🙂 Aber das eigentlich Erlebnis war die Krabbe, die Antonia und Alex gegessen haben: die Krabbe kam fangfrisch aus einem Käfig aus dem Meer und wurde vor unseren Augen auseinander gerissen!!!! So hatte das Leben der Krabbe ein schnelles Ende und die beiden einen leckeren Lunch 😛 Nachdem wir mit der Fähre ans andere Ufer gefahren sind, setzte sich unser Weg fort. Dieses Mal führte uns der Weg weiter durch den Wald und von dort hatten wir fantastische Ausblicke auf die Küste und das Meer!! Nach einer Weile ging es hinunter an den Strand, wo wir nach einer Weile gerade noch rechtzeitig vor der Flut dutch das „whole in the wall“ am Tsuquandra Point gekommen sind!! Nach einer Erholungspause in der Sonne am Sandstrand, erreichten wir nach kurzer Zeit unseren Campingplatz! Das Highlight dieses Platzes sind die Tsusiat Falls! Wir zögerten auch nich lange und duschten uns sogleich unter dem wahnsinnig tollen Wassserfall direkt am Meer ab! Es war unglaublich toll!! Abends saßen wir dann mit ein paar Belgiern am Feuer und tauschten Erfahrungen über den Trail  und das Reisen in Kanada aus! Es war der perfekte Abend für den perfekten Tag aufm West Coast Trail!

Tag 6: Nachdem wir zwei so geniale Tage hinter uns hatten, wollten wir die letzte Etappe nochmal genießen und beschlossen, die 25 km auf zwei Tage aufzuteilen! Wir starteten also spät in den Tag, der doch recht bewölkt begann! Wir kamen gut voran und genossen weiterhin unsere Tour! Immer häufiger begegneten uns Wanderer, die uns entgegen kamen! Da diese uns ständig von Regen am nächsten Tag berichteten, beschlossen wir kurzfristig, den Trail doch am selben Tag noch abzuschließen! Die einfach begehbaren Waldwege und Strandabschnitte erleichterten uns unsere Entscheidung und wir kamen schnell voran! Obwohl wir etwas Zeitdruck hatten, um nicht in die Dunkelheit zu kommen, mussten wir natürlich trotzdem noch zum Sealions Felsen, wo sich unglaublich viele Seelöwen tummelten!! Der Anblick war genauso atemberaubend, wie ihr Duft 🙂 Bis dahin liefs richtig gut, aber die letzten 5 km zogen sich wie Kaugummi!! Es kam uns einfach endlos vor und unsere Füße schmerzten bei jedem Schritt mehr! K.o., aber glücklich kamen wir dann rechtzeitig vor Einbruch der Dämmerung in Pachena Beach an, wo uns nach einem leckeren Chilli dann unser unglaublich weiches Bett im Van erwartete!!! Außerdem trafen wir erneut auf die Belgier vom Abend zuvor! Die vier hatten nur den halben Trail gemacht und kamen kurze Zeit nach uns am Parkplatz an!

Auch wenn die ersten zwei Tage ziemlich anstrengend waren und teilweise an unseren Nerven zehrten, war der West Coast Trail eine unglaublich tolle Erfahrung für uns!!! Selbst in schwierigen Situationen motivierten wir uns immer wieder und der Zusammenhalt war unglaublich!! Der Trail hat uns alle ein Stück näher gebracht und es war sehr interessant, mit uns fremden Menschen eine Woche „Urlaub“ zu machen! Der West Coast Trail war ein einmaliges Erlebnis, das uns wohl noch ewig in Erinnerung bleiben wird!